Lokalbahn Stammersdorf-Auersthal
An die im Anschluss an die von der Dampftramway-Gesellschaft vormals Krauss & Comp. (DTKC) betriebene Linie Wien-Augartenbrücke – Floridsdorf – Stammersdorf wurde am 26. April 1903 die 21,878 km lange Lokalbahn Stammersdorf – Auersthal in Betrieb genommen. Tags zuvor fand die feierliche Eröffnung mit zwei Sonderzügen von Wien-Augartenbrücke nach Auersthal und zurück statt. Die im Eigentum der „AG Lokalbahn Stammersdorf – Auersthal“ stehende Linie wurde von der DTKC auf Kosten der Eigentümer betrieben. Die DTKC beteiligte sich auch durch den Kauf von Stammaktien im Wert von 200.000 Kronen an der Lokalbahn und hatte damit auch Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Gesellschaft.
Es verkehrten drei bis vier durchgehende Zugspaare zwischen Wien-Augartenbrücke und Auersthal wobei die üblichen Tramwaylokomotiven und –wagen zum Einsatz kamen. Bereits 1904 wurden zwei 150 PS starke Dreikuppler-Lokalbahnlokomotiven, 31 STAMMERSDORF und 32 AUERSTHAL, in Betrieb genommen die allerdings nur im Lokalbahnabschnitt verkehrten. Zu bemerken wäre noch, dass die Lokalbahn analog zur Dampftramway und der städtischen Straßenbahn ebenfalls mit einer Spurweite von 1440 mm ausgeführt wurde.
Mit dem Kauf der Dampftramway-Gesellschaft, vormals Krauss & Comp. (DTKC) durch die Gemeinde Wien – Städtische Straßenbahnen am 31. Dezember 1907 (rückwirkend ab 1. Jänner 1907) übernahmen die Städtischen Straßenbahnen ab 1. Jänner 1908 auch die Betriebsführung der Dampftramwaylinien und traten auch in den Vertrag über den Betrieb der Lokalbahn Stammersdorf – Auersthal ein. Am 9. August 1909 wurde die 7,522 km lange Strecke nach Groß Schweinbarth eröffnet die ebenfalls von den städtischen Straßenbahnen betrieben wurde. In Groß Schweinbarth hatte die Bahn damit Anschluss an die Lokalbahn Gänserndorf – Gaunersdorf (ab 1918 Gaweinsthal) – Mistelbach.
Die sukzessive Elektrifizierung der Dampftramwaystrecke von der Augartenbrücke bis Stammersdorf – die eigentlich einem kompletten Neubau bedeutete – erreichte schließlich am 30. Dezember 1911 Stammersdorf. Ab diesem Tag gab es keine durchlaufenden Dampfzüge mehr von der Augartenbrücke nach Groß Schweinbarth und auch der Übergangsverkehr zur Lokalbahn wurde neu geregelt. Während für die Dampfzüge ursprünglich vom Bahnhof Augartenbrücke bis Floridsdorf Zuglängen mit 5, von Floridsdorf bis Stammersdorf mit 6 und auf der Lokalbahn mit 10 Wagen zugelassen waren, verkehrten die Züge nun als Teil der Linie 31 bestehend aus einem Straßenbahntriebwagen und nur mehr zwei Anhängewagen, davon meist ein Güterwagen für das Markt- und Reisegepäck der Richtung Stammersdorf hinter dem Triebwagen, Richtung Augartenbrücke am Zugschluss gereiht war; Weitere Güterwagen wurden in Sonderzügen befördert. In Stammersdorf mussten die Fahrgäste umsteigen und nur der Güterwagen ging auf die Lokalbahn über. Für den Betrieb in Straßenbahnzügen wurden in den Jahren 1911/1912 die 18 Dampftramway-Güterwagen für den Übergangsverkehr zusätzlich zur Saugluftbremse mit Solenoidbremsen ausgestattet.
Auf Grund der geänderten Betriebsverhältnisse ergab sich die Notwendigkeit westlich der Straßenbahnendstelle einen eigenen Bahnhof für die Lokalbahn zu errichten. Der Anfang 1913 fertiggestellte Bahnhof wurde noch den städtischen Straßenbahnen als betriebsführendes Unternehmen übergeben, bis am 1. Mai 1913 die nunmehrige Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB) die Betriebsführung übernahm, und damit endeten auch die bisher noch fallweise notwendigen Fahrten mit Dampflokomotiven zwischen Stammersdorf und dem Bahnhof Floridsdorf (Loktausch wegen allfälliger Reparaturen sowie das turnusmäßigen Auswaschen der Kessel).
Für den Betrieb der Lokalbahn kaufte die NÖLB von den städtischen Straßenbahnen die beiden 150 PS Lokomotiven 31 und 32 sowie 6 Personenwagen und mietete bis Mai 1914 zehn weitere Personenwagen an. Die mit dem seinerzeitigen Kauf der DTKC mit erworbenen Stammaktien der Stammersdorfer Lokalbahn wurden von der Gemeinde Wien an dritte verkauft.
Laut Verwaltungsbericht der städtischen Straßenbahnen wurden im Übergangsverkehr in den Geschäftsjahren 1915/1916 knapp 15.000 t, 1920/1921 2.900 t und 1925 nur mehr etwa 600 t befördert. Bereits gegen Ende des Jahres 1924 entschloss man sich die beiden Betriebe zu trennen und das Bundesministerium für Handel und Verkehr genehmigte mit 4. August 1925 die Trennung der Gleisanlagen im Bahnhof Stammersdorf durch Ausbau der Weichen 5 und 10, die Auswechslung der Herzstücke und Zwangsschienen der Sonderbauart sowie die Umänderung der Spurweite auf die üblichen 1435 mm auf der Lokalbahn von Stammersdorf bis Groß Schweinbarth.
Die anfallende Fracht musste nunmehr in Stammersdorf umgeladen werden; Wegen zu geringer Inanspruchnahme wurde schließlich mit 22. Februar 1931 auch die bis dahin noch mögliche Aufgabe von Markt- und Reisegepäck in Wien-Augartenbrücke und Floridsdorf zur Landesbahn aufgelassen.
Auf Grund der zwischen der Bundesverwaltung und den Ländern Wien und Niederösterreich abgeschlossenen Vereinbarung wurde am 15. Juli 1922, mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1921, die von der NÖLB betriebenen Lokalbahnen von der Bundesverwaltung im Pachtbetrieb übernommen und die Lokalbahn Stammersdorf – Auersthal (– Groß Schweinbarth) schließlich mit 1. Jänner 1935 eingelöst.
Die Strecke von Stammersdorf bis Obersdorf wurde am 29. Mai 1988, das Reststück bis Groß Schweinbarth erst am 15. Dezember 2019 eingestellt. Heute erinnern der "Bahnhofplatz" in Stammersdorf und das 1913 von der NÖLB errichtete Bahnhofsgebäude (das noch von der Dampftramway stammende alte Stationsgebäude wurde 2015 sang- und klanglos abgetragen), ein Denkmal, bestehend aus einem Gleisstück mit einer Dampflokomotivachse und eine für die „Stammersdorfer“ eher untypischen Diesellok der Baureihe 2060, sowie der gegenüber der Van-Swieten-Kaserne noch immer vorhandene Lokschuppen an die Lokalbahn.