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Meldung 4
Von: Eberhard Mayr
Thema: Service der Wiener Linien
Ich bin einer der leidgeprüften Dauerfahrgäste der Wiener Verkehrsbetriebe. Ich will mich hier nicht bezüglich der katastrophalen Verbindungen in meiner Stadt äußern (man müßte nur zum Beispiel der Linie 42 hernehmen). Das es auch in anderer Weise geht, kann man in Linz beobachten (zur Klarstellung, ich bin Wiener, habe jedoch oft in Linz zu tun).
Am Donnerstag, dem 9. Juli 1998, habe ich am Abend die Linie 5 benutzt. Im 8. Bezirk bin ich eingestiegen, um auf diese Weise zum Praterstern zu gelangen. Es war in der Höhe der Städtischen Bibliothek. Ein Zug stand bereits an der Haltestelle, ich lief ihm nach und habe gerade noch den letzten Waggon erwischt.
An sich verwende ich nicht jene Linie, daher kenne ich nicht deren Verlauf, habe auch nicht darauf geachtet, wollte ich doch an der Endstelle aussteigen.
Es war 23 Uhr, der Zug wurde eingezogen, hat also die übliche Route verlassen. Es erfolgte keine Durchsage, auch ein älteres Ehepaar wurde mit mir entführt.
Bei der Remise befand sich nur ein Mann mit Pfeiferl. Als ich ihn wegen jener Vorgangsweise angesprochen habe und auf die überall - auch außen - sichtbare Beschriftung »Praterstern« hinwies, meinte er bloß: »Soll i‘ alles umhängen?«. Er setzte noch hinzu, daß ohnehin am Kopf der Tramway etwas anderes stünde. Dies ist vielleicht sinnvoll, wenn man sich frontal dem Zug näher. Die Gepflogenheiten der Verkehrsbetriebe erlauben jedoch in der Regel nicht, in Ruhe vor dem Einstieg eine Runde um den Zug drehen.
Weiters meine er: "Gehen'S halt die zwoa Haltestell'n z'ruck, dann wird schon a‘ anderer Fünfer kumman!" - Sonst gab er mir unbekümmert den Rat, daß ich mich ja beschweren könne.
Ich finde die Vorgangsweise eine Frechheit! Sollen die Kunden, also die Passagiere die Tafeln umhängen? Ich bezweifle das, jene sind sicher keine Hellseher. Auch im Falle, daß die Sprechanlage ausfallen sollte - siehe fehlende Durchsage -, dann kann wohl der Fahrer in jenem Ausnahmezustand zurück/reinschauen oder schreien oder winken - was auch immer, um seine Fahrgäste auf die geänderten Umstände aufmerksam zu machen.
Wohlgemerkt, ich rege mich nicht auf, daß ein Zug eingezogen wird, das gehört zum Betrieb. Wäre ich halt rechtzeitig ausgestiegen und hätte auf die nächste Garnitur gewartet. Aber einfach in einem Standpunkt der Wurstigkeit seine Kunden dumm sterben zu lassen, erscheint auch nicht angebracht.
Es hat geregnet, andere Straßenbahnverbindungen zurück wollten nicht gekommen. Nach längerer Wartezeit ich bin schließlich zu Fuß zurückgelaufen. Jene Gegen war mir unbekannt. Ich war völlig durchnäßt, als ich wieder auf die alte Linienführung der 5-er-Linie gestoßen bin. Auch auf jener Linie ist lange nichts gekommen.
Ursprünglich wollte ich einen Protestbrief an die Wiener Verkehrsbetriebe schreiben. Es erscheint mir hinsichtlich solcher Mitarbeiter nicht sinnvoll. Vielleicht ist das hier der Ort, um etwas zu bewegen.
Mit freundlichen Grüßen
Mayr Eberhard

Antwort der Redaktion
Unserer Erfahrung nach kommen solche Fehler des Fahrpersonals sehr selten vor. Wenn es einen trifft, ist das natürlich ärgerlich. Die meisten Bediensteten sind nicht nur korrekt, sondern auch bereit, über die Pflichterfüllung hinaus gehende Hilfestellungen zu leisten, etwa beim Einsteigen von Eltern mit Kinderwagen oder beim Erteilen von Auskünften.

Auch wenn Sie sich ärgern, versuchen Sie bitte ruhig und höflich zu bleiben. Der Fahrer wird Ihnen sicher nichts absichtlich zu Fleiß getan haben, sondern einfach nur müde gewesen sein oder einen schlechten Tag gehabt haben, und das kann jedem von uns passieren.

Beschwerden an die Direktion der Wiener Verkehrsbetriebe (Tel. 79 09 - 100) werden übrigens sehr ernst genommen und immer entsprechend behandelt. Bedenken Sie auch hier bitte, dass der- oder diejenige am Telefon nichts für das Fehlverhalten eines anderen kann.

Was die Anzeige des Fahrtzieles betrifft - seit Ende der Schaffner-Ära ist ein Umdrehen aller Schilder tatsächlich kaum mehr möglich und auch nicht vorgesehen, das heißt die entsprechenden Aufdrucke sind gar nicht vorhanden. Zudem beachten diese viele, um nicht zu sagen die meisten, Fahrgäste gar nicht. Aus diesem Grund ist der Fahrer zu einer Durchsage beim Verlassen der Stammstrecke verpflichtet und ich persönlich habe auch noch nicht erlebt, dass darauf vergessen wurde.

G.S.

Leser-Antwort
Von: Michael Suda
Auch auf die Gefahr hin, jetzt als der totale Miesmacher dazustehen: Die angeblich weitverbreitete Kundenfreundlichkeit des Personals der Wiener Linien halte ich für ein Gerücht. Gerade im Fall von Störungen scheint es mir, daß bei so machem Fahrer versteckter Grant auf seine eigenen Chefitäten hochkommt, der dann am erstbesten Fahrgast ausgelassen wird, der den Fahrer nicht mit Engelszungen anspricht. Das hat alles nichts mit der Qualität des Betriebes oder des Störungsmanagements zu tun! Es hat damit zu tun, daß die Grundhaltung des Unternehmens ist, den Fahrgast weniger als Kunden denn als "zu verarbeitendes Material" - wie heißt der vielzitierte Ausdruck: Beförderungsfall - sieht. Dahinter steckt eine veraltete Managementphilosophie, die immer noch Quantität vor Qualität stellt. Und wenn man wissen will, wie man Fahrgäste unter Einsatz mehrer Investitionsmillionen und viel "Hei-Täk" blöd sterben lassen kann....ein Ausflug zu den "Info-Säulen" des RBS am Reumannplatz und bei der Philadelphiabrücke öffnet die Augen!