Faux pas in "Wien heute"

In dieser Nachrichtensendung, die im Wiener Raum um 19.00 Uhr von ORF 2 ausgestraht wird, gab es am 26. 4. 1999, wie fast jeden Montag, den Rückblick "Vor 30 Jahren", der von Redakteur Nino Blatnik gestaltet wird.

An diesem Tag wurde ein Filmbericht über die Verladung von HP 6062 und kp 7802 zum Transport in das "National Capitol Trolley Museum" in Wheaton, Maryland nahe Washington, D.C. gebracht.

Der Text dazu lautete etwa: "Die Amerikaner waren ganz verrückt nach diesen Fahrzeugen, handelte es sich doch um ihre eigenen alten, die 1949 angeschafft werden mussten, da der Wiener Fuhrpark größtenteils im Krieg zerstört worden war."

Zu allem Überfluss wurde das ganze noch mit Bruce Springsteens "Born in the U.S.A." untermalt.

Herr Blatnik verwechselte offensichtlich diesen Transport mit dem des "Amerikaners" Z 4220 (ex TATS 678), der erst am 22. 7. 1971 in das selbe Museum erfolgte.

Beide Wagen in diesem Bericht wurden von der Gemeinde Wien im Jahr 1911 angeschafft. Der Triebwagen H 2249 wurde 1960 in den Schneepflug HP 6062 umgebaut, der k3386 erst 1966 als kp 7802 umnummeriert.

Die "Amerikaner", die in Wien die Typenbezeichnung Z erhielten, waren keineswegs alt. Alle bis auf die drei, die als Ersatzteilspender dienten, wurden erst in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre gebaut und waren überflüssig, als man in New York die Strecke zu Gunsten des Autoverkehrs einstellte - eine falsche Entscheidung, die weltweit hundertfach nachgeahmt wurde und heute nirgends mehr bedauert wird als in den USA selbst, wo die Straßenbahn eine neue Renaissance erlebt. Beiwagen gab es dort überhaupt nur um die Jahrhundertwende.

Der Wiener Fuhrpark wurde auch nicht größtenteils zerstört, nicht einmal größtenteils beschädigt. Von den mehr als 2500 Fahrzeugen mussten nur etwa 150 als Totalschäden abgeschrieben werden. Viel mehr wurden nach dem 2. Weltkrieg überaltete Fahrzeuge ausgeschieden, vor allem Beiwagen, die noch als Pferdebahnwagen unterwegs gewesen waren. Die anderen litten zum Teil unter der mangelnden Wartung der Kriegsjahre.

Die Z dienten also in erster Linie als billige Möglichkeit zur Modernisierung des Wagenparks - was hätten auch bei "größtenteils zerstörtem" 45 Wagen ausrichten können?